Gesamtschule zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Leserbrief zur Debatte um das Malchiner Gymnasium

Als leistungsorientierter Lehrer mache ich mir große Sorgen um die Zukunft der gymnasialen Ausbildung begabter Kinder in unserer Region. Denn ein Gymnasium soll es in Malchin in spätestens drei Jahren nicht mehr geben, stattdessen eine Kooperative Gesamtschule mit einer einzügigen gymnasialen Oberstufe. Warum soll genau diese Schulart, die bei der jüngsten Pisa-Studie noch am erfolgreichsten abgeschnitten hat, im Land durch die Gesamtschule abgelöst werden? Wie sollen Kursangebot und Bildungsqualität der gymnasialen Oberstufe durch die Einzügigkeit gewährleistet werden? Obwohl sich die Gesamtschule in Deutschland als eigenständige Schulform etabliert hat, ist nicht zu übersehen, dass sie sich in einer kritischen Situation befindet. Auch neuere Reformpläne in den alten Bundesländern deuten auf einen weiteren Bedeutungsverlust hin. Die Gesamtschule ist mit dem Anspruch angetreten, die für alle Schüler pädagogisch effizientere Schule zu sein. Diesem Anspruch wurde sie bisher nicht gerecht. Vielmehr erwies sich bei den Schulvergleichsuntersuchungen die Gesamtschule dem Gymnasium gegenüber in Bezug auf den fachlichen Lernerfolg unterlegen. Eine Vergleichsstudie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung belegt anschaulich: Gesamtschüler weisen am Ende der zehnten Klasse gegenüber Gymnasiasten einen deutlichen Lernrückstand auf, der sich dann in den fachlichen Eingangsvoraussetzungen zu Beginn der Jahrgangsstufe 11 nachteilig auswirkt. Viele Schüler, die an Gesamtschulen mit befriedigenden oder ausreichenden Leistungen das Abitur bestanden haben, wären an Gymnasien nicht zur Reifeprüfung zugelassen worden. Gesamtschulen produzieren anscheinend zwar einen höheren Anteil an Abiturienten, offensichtlich  ist aber das Abitur aufgrund der Senkung des Anforderungsniveaus inhaltlich weniger wert. Unstrittig ist auch, dass ein Gesamtschulabitur geringer von Hoch- und Fachschulen sowie von der Wirtschaft bewertet wird. Fazit: Eine Gesamtschule sollte nur dort eingerichtet werden, wo eine breite Akzeptanz der Eltern, Schüler und Lehrer tatsächlich vorhanden ist. Und genau das ist derzeit an den Malchiner Schulen nicht der Fall.

 

 

 

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