Leserbrief zum Beitrag „Täuschungen mit KI sind meistens schwer zu belegen“ im Nordkurier vom 30.01.2024

Konsequenzen der Nutzung von KI-Textgeneratoren für die Schulbildung  

Auch die Schulen beschäftigen sich gegenwärtig mit den Konsequenzen der Nutzung von KI-basierten Textgeneratoren zur Erstellung von Texten. Diese Entwicklung ist nicht einfach zu verbieten, sondern Lehrer und Schüler müssen lernen, mit den KI-Sprachmodellen sinnvoll umzugehen. So können mit eindeutigen Anweisungen und Fragen Texte über bestimmte Probleme oder Themen beispielsweise von ChatGPT nach Textform,  Struktur oder Stilrichtung erstellt werden. Man schreibt und denkt nicht mehr selbst, man lässt schreiben und denken; binnen kurzer Zeit ist die Textarbeit fertig, samt Bibliographie. Dabei besteht auch die Gefahr, die Urteilsfähigkeit zu verlieren, indem man sich nur noch auf die Antworten von ChatGPT verlässt. Vor allem junge Menschen könnten so immer mehr die Fähigkeit verlieren, selbstständig zu argumentieren und Probleme zu lösen. Deshalb müssen sich die Schulen die Frage stellen, ob überhaupt noch festgestellt werden kann, zu welchen Leistungen die Schüler eigenständig fähig sind. Lehrer können dabei eigentlich nur in Einzel-und Unterrichtsgesprächen erkennen, ob die Schüler die Texte, die sie zu Hause angefertigt haben und der Leistungsüberprüfung dienen sollen, selbstständig oder mit unzulässiger Hilfe erstellt haben. Sollen die Lernenden die KI-Textinhalte genauer erläutern, wird klar, sie haben sie nicht verstanden. Es muss also stärker mündlich nachgefragt beziehungsweise geprüft werden. Zugleich sollte bei den Schülern aber auch das Bewusstsein geschärft werden, dass die generierten Antworten fehlerhaft sein oder Lücken aufweisen können. Denn oftmals sind diese Textinhalte oberflächlich, voller Allgemeinplätze, Fake News und Halbwissen. Die produzierten Textantworten dürfen also nicht unreflektiert übernommen, sondern müssen von den Schülern auf Korrektheit  überprüft werden. Dies ist nur möglich, wenn sie vorher ausreichend eigenes Wissen über das Thema erworben haben. Wie kann der Lehrer nun aber  solche Aufgaben stellen, die nicht ausschließlich vom Textgenerator ChatGPT erledigt werden können? Notwendig ist dabei, die Schüler durch interessante Lern-und Leistungsaufgaben mit individuellen Bezügen zum eigenständigen Bearbeiten zu motivieren, sodass sie die Texte aus dem ChatGPT nicht einfach übernehmen können, sondern eigene Erfahrungen, Analysen, Perspektiven und Emotionen in ihre KI-Texte  mit einbringen müssen. Aber auch Beratung, Anleitung und Feedback sollten den Arbeitsprozess der Schüler begleiten und so die Eigenständigkeit der erbrachten Leistung mit sichern. Das fördert die Motivation, anhand individualisierter Rückmeldungen eigene und bessere, mehrfach überarbeitete Texte zu verfassen.

 

 

 

                                     

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