Schulschwänzen schwer gemacht
Im Land steigt die Zahl der Schulschwänzer. Es ist ein langsamer, aber stetiger Anstieg: Im Durchschnitt gehen mittlerweile rund drei Prozent der Kinder nicht regelmäßig zur Schule. Zu vermuten ist allerdings eine hohe Dunkelziffer, zumal Eltern in vielen Fällen das unentschuldigte Fehlen ihrer Kinder decken. Schulschwänzen ist also auch in Mecklenburg- Vorpommern keine Randerscheinung mehr. Grund genug für das Bildungsministerium, einen Maßnahmeplan gegen das Schwänzen zu erarbeiten. Verstöße gegen die Schulpflicht gelten als Ordnungswidrigkeiten und können laut Schulgesetz mit empfindlichen Strafen geahndet werden. Dazu gehören neben den Ordnungsmaßnahmen auch solche Sanktionen wie die zwangsweise Zuführung, Geldbußen gegen die Eltern oder Freiheitsstrafen bis zu sechs Monaten. Allerdings lehnen Experten diese Strafen in den meisten Fällen ab, weil sie den vielfältigen Ursachen für das Schwänzen nicht gerecht werden. Bei Fehlstunden oder Fehltagen sind zunächst die Eltern aktenkundig zu informieren und ebenso wie die Schüler über mögliche Hilfsangebote und Konsequenzen des Schwänzens aufzuklären. Notwendig ist aber auch, dass Schulen, Bildungsministerium und Jugendämter die Gründe des Schulschwänzens analysieren, um dem Problem gezielt begegnen zu können. Diese Ursachen sind sehr unterschiedlich und reichen von Versagensangst, Bildungsperspektivlosigkeit, Mobbing durch Mitschüler und Lehrer, Vernachlässigung durch die Eltern bis zur Verweigerung. So vielfältig, wie die Gründe für die Schulvermeidung sind, müssen auch die Maßnahmen gegen das Schulschwänzen sein. Um die Schulschwänzer als Problemkinder frühzeitig zu erkennen, ist es vor allem wichtig, eine strikte Anwesenheitskontrolle für jede Unterrichtsstunde vorzunehmen und auf unentschuldigtes Fehlen konsequent zu reagieren, beispielsweise mit sofortigem Elternanruf bei Fehlstunden. Ansonsten verleitet ein unbemerktes oder folgenloses Fernbleiben von der Schule zum Wiederholen oder Nachahmen. Problematisch ist es, dass Lehrkräfte auf das Wegbleiben von Problemschülern viel zu oft nicht reagieren. So hätten 20 Prozent der für eine Studie befragten Schulschwänzer erklärt, dass ihre Lehrer bei Fehlstunden kei- nerlei Reaktion gezeigt hätten. Um das Problem des Schulschwänzens in den Griff zu bekommen, muss neben einer Aufmerksamkeitsoffensive vor allem auch die Attraktivität von Bildung deutlicher vermittelt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Burkhardt Loclair