Leserbrief zum Beitrag „Köhler: Bildung Schlüssel zum Erfolg“ im Nordkurier vom 19./20.7.2008

 Endlich mehr Bildung wagen

Bei seinem Besuch in Vorpommern machte Bundespräsident Horst Köhler wieder einmalauf die fehlende Chancengleichheit für alle Kinder in der Bildung aufmerksam.Ungerechtigkeit bleibt das Markenzeichen des deutschen Bildungssystems, das zu viele Sitzenbleiber, Schulabbrecher, Sonderschüler und viel zu wenig Abiturienten produziert. Für den Lernerfolg von Schülern und auch von Studenten ist hier zu Lande noch immerdas Elternhaus entscheidend. Denn in keinem anderen Industrieland der Welt ist der Bildungserfolg so abhängig vom Bildungsniveau und damit von der Unterstützung der Eltern wie in Deutschland. Für die Oberschichtkinder ist es beispielsweise selbstverständlich, dass sie nach der Orientierungsstufe den „ Königsweg“ Gymnasium wählen. Mögliche Lerndefizite ihrer Kinder gleichen die gebildeten Eltern mit teurer Nachhilfe, mit Zusatzangeboten oder durch die eigene Unterstützung aus. Eltern jedoch, die einkommensschwach sind und mit dem Lernen selbst Schwierigkeiten haben, sind dazu nicht in der Lage. Deshalb brauchen insbesondere die Unterschichtkinder gezielte Förderung und ganztägige Betreuung seitens der jeweiligen Schule, um so nachteilige Lernausgangslagen auszugleichen und damit Chancengleichheit zu gewähren. Verschiedene Studien zeigen, dass der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Schulerfolg unabhängig von der Schulverwaltung und der Schulorganisation ist. Dies beweist: Wer nur Verwaltung und Organisation an den Schulen ändert, kommt nicht zu mehr Chancengleichheit in der Bildung. Die zentralen Fragen sind doch: Wie können Schüler den Stoff am besten lernen? Welche Lernmethoden sind wirklich erfolgreich? Wir brauchen deshalb eine Debatte über Unterrichtskonzepte, Lerninhalte und Methoden. Alle Kinder mitnehmen, keines zurücklassen und hohe Anforderungen an den gesamten Schülerjahrgang stellen- das ist von großer Wichtigkeit. Vor allem aber: Mehr individuelle Förderung der benachteiligten Schüler in kleinen Lerngruppen! Wenn unter 25 bis 30 Schülern Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten oder Lernschwächen sitzen, dann kann man diese nicht in der Klasse lassen und zuschauen, wie die Leistungen immer schwächer oder die Auffälligkeiten immer stärker werden.

 

 

 

 

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