Leserbrief zum Beitrag „ Mecklenburg-Vorpommern schwänzt die Bildungsstudie „ im Nordkurier vom 18.10.2022

Ein Fünftel der Viertklässler scheitert an Mindeststandards in Deutsch und Mathematik

Der IQB-Bildungstrend hat gravierende Lernrückstände offenbart: Ein Fünftel der Grundschüler in Deutschland erreicht am Ende der vierten Klasse nicht einmal die Mindestanforderungen beim Lesen, in der Rechtschreibung und in der Mathematik sowie im Zuhören und ist somit unzureichend auf die weiterführende Schule und den gesamten schulischen Werdegang vorbereitet. Diesen Negativtrend verzeichnen ebenso die Grundschüler der 36 teilgenommenen Schulen aus Mecklenburg-Vorpommern, auch wenn die Testergebnisse im IQB-Bildungsbericht nicht berücksichtigt worden sind. Zugleich klafft die Schere zwischen  sozial benachteiligten und Kindern mit Zuwanderungshintergrund gegenüber Kindern aus privilegierten Familien immer mehr auseinander. Es wird deutlich, dass das vom Bundesverfassungsgericht geforderte Grundrecht auf ein unverzichtbares Bildungsminimum nicht wirklich umgesetzt wird. Kinder aus armen, bildungsfernen oder zugewanderten Familien aber sind die Opfer dieser Bildungskrise. Vieles spricht dafür, dass die pandemiebedingten Einschränkungen die ohnehin ungünstigen Tendenzen der Leistungsentwicklung weiter verstärkt haben.  Der Deutsche Lehrerverband bezeichnete die Studie gar als „Beleg für einen ungebremsten dramatischen Bildungsabsturz.“ Die Bildungsforscher halten deshalb in allen Bundesländern gezielte, langfristig angelegte Strategien der frühkindlichen Bildung und  der Verbesserung der Unterrichtsqualität für erforderlich, um die für einen erfolgreichen Übergang in die Sekundarstufe 1 grundlegenden Mindestanforderungen zu sichern. So müssten schon in der Kita die Bildungssprache Deutsch und elementare Zahlenvorstellungen gezielter gefördert werden. Die Förderung in der Grundschule müsse sich auf Wortschatzarbeit, flüssiges Lesen und grundlegendes Zahlenverständnis sowie auf arithmetische  Fertigkeiten konzentrieren. Risikoschüler bräuchten eine gezielte und längerfristige Unterstützung sowie zusätzliche verpflichtende Förderangebote. Zudem müsse ausreichend oft und im richtigen Rhythmus unter Anleitung geübt werden, wobei die Schülerleistungen ständig und zuverlässig zu überprüfen sind. Die besten Lernleistungen zeigten Schüler dort, wo ein lehrergeleiteter Unterricht mit hohen kognitiven Anforderungen vorherrscht. Außerdem seien hohe professionelle Kompetenzen der Lehrer die unerlässliche Voraussetzung für guten Unterricht. Denn die Erteilung des Fachunterrichts durch fachlich nicht ausgebildete oder inkompetente Lehrpersonen steht der Verwirklichung der Bildungsziele im Wege.

 

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