Zum offensiven Umgang mit Schülergewalt an Schulen
Gewalt gegen Lehrer ist kein Einzelproblem. Nach einer neuen Forsa-Umfrage haben verbale und tätliche Angriffe auf Lehrer bundesweit in den vergangenen fünf Jahren drastisch zugenommen. So sagten die befragten Lehrer, dass an ihrer Schule Lehrkräfte direkt beschimpft, bedroht, beleidigt, gemobbt und belästigt wurden. Sechs von hundert Lehrern wurden sogar schon körperlich von Schülern angegriffen. Und das, obwohl der Schulleiter verpflichtet ist, in Wahrnehmung seiner Fürsorgepflicht dafür zu sorgen, dass kein Lehrer während seiner Schulzeit psychisch oder physisch zu Schaden kommt. Bei Gewaltvorfällen fühlen sich allerdings viele Lehrkräfte alleingelassen; Schulleitungen und Schulaufsichtsbehörden nehmen sich dieser Problematik nicht ausreichend an. Mehr als 57 Prozent der Befragten beschreiben Schülergewalt gegen Lehrer als „Tabu-Thema“. Gewaltdelikte gegen Lehrkräfte werden häufig als Bestandteil des Lehrerberufes abgetan oder aus Angst vor negativer Publicity als bedauerliche Einzelfälle bagatellisiert oder verschwiegen. Um hier gegenzusteuern, dürfte die Gewaltthematik jedoch nicht länger tabuisiert werden. Notwendig ist, Gewaltvorfälle „verpflichtend zu dokumentieren“, diese sofort der Schulleitung zu melden und sich mit ihnen zeitnah und offensiv auseinanderzu-setzen. Besonders wichtig erscheint mir dabei eine konkrete Handreichung mit Präventions-hinweisen und verbindlichen Handlungsanweisungen für den Umgang mit Gewaltdelikten. Die Schule muss auf strafbare Delikte gegenüber Lehrern schnell und konsequent mit einem abgestuften Instrumentarium der Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen reagieren oder nötigenfalls die Strafverfolgungsbehörden verständigen. Denn gewalttätige Schüler stellen oftmals eine erhebliche Belastung des Schulalltags dar, so dass unsichere Lehrer eine regelrechte Angst vor dem Unterricht in bestimmten Klassen entwickeln. Autoritätsverlust, Rückzugsverhalten und Dienstunfähigkeit sind dann die fatalen Folgen. Auch die Eltern sind in die Pflicht zu nehmen: Sie müssten zu Hause die Bedeutung von Schule und die Wertschätzung gegenüber Lehrern viel stärker vermitteln.