Mitsprache der Eltern bei Kernfragen des Lernens ihrer Kinder
Es ist unbestritten, und das zeigen auch die Missstände am Pasewalker Gymnasium, dass die heutige Kooperation zwischen Elternhaus und Schule als wenig partnerschaftlich betrachtet werden kann. Zumeist beschränkt sich das Verhältnis zwischen diesen beiden „Parteien“ auf formale Pflichtrituale. Elternmitarbeit wird überwiegend auf die Wahrnehmung von Hilfsdiensten reduziert: Hilfe bei Klassenausflügen, Organisation von Festen und so weiter. Deutlich wird, dass es sich um eine defizitäre Zusammenarbeit handelt, in der sich die beiden „Erziehungsträger“ gegenseitig für diesen unbefriedigenden Zustand verantwortlich machen. Einerseits berichten Lehrer von Problemen mit Eltern, spüren Erwartungsdruck oder fühlen sich in der Kritik stehend. Andererseits beobachten Eltern, die ganz genau hinsehen, was im Unterricht geschieht, dass ihr kritisches Nachfragen allzu schnell als unzulässige Einmischung gedeutet wird. Durch die gegenwärtige Schul- und Unterrichtsentwicklung sind auch veränderte Ansprüche und Anforderungen an die Elternarbeit entstanden. So belegen Forschungsergebnisse zum Schulerfolg von Schülern, dass die Lehrer vielfältige Unterstützung von den Eltern benötigen wie umgekehrt die Eltern die Hilfe der Lehrer brauchen. Es geht also nicht mehr nur um formale Elternmitwirkung im außerunterrichtlichen Bereich oder in Gremien, sondern um ihre Mitsprache bei Kernfragen der Unterrichtsarbeit. Denn Eltern sehen sich stärker als früher gefordert, schulisches Lernen ihrer Kinder gezielt zu unter- stützen und sinnvoll zu begleiten. Weil es vielen von ihnen schwerfällt, mit Lehrern darüber ins Gespräch zu kommen, sollten vonseiten der Schule konkrete Angebote zur Elternmitarbeit gemacht werden. Dazu ist eine Öffnung von Schule im Sinne einer kontinuierlichen und angemessenen Information über die Grundzüge der Unterrichtsinhalte und Unterrichtsgestaltung sowie der Leistungsbewertung vonnöten. Dies erfolgt in der Regel in Elternversammlungen, Elternsprechstunden und Hausbesuchen. Erst dann sind die Eltern in der Lage, wichtige Anregungen zur Arbeitsorganisation und zu Lernproblemen ihrer Kinder zu geben. Gemeinsam können nun die Ursachen für mögliche Lernrückstände ermittelt und geeignete Maßnahmen zur Lernförderung festgelegt werden. Dies ist ein wichtiger Schritt hin zu einer echten Erziehungspartnerschaft zwischen Elternhaus und Schule.