Defizite im Umgang mit Texten fremder Autoren
Die jüngsten Plagiats-Fälle um Guttenberg und Koch-Mehrin machen auf die grobe Verlet-zung wissenschaftlicher Standards aufmerksam. Für vorsätzliches Handeln sprechen dabei viele Indizien, unter anderem die Übernahme von Textpassagen ohne Quellenangabe, Umformulierungen der Originaltexte, Umstellungen im Satzbau und das Verwenden von Synonymen. Hier fehlt offensichtlich der Respekt vor dem geistigen Eigentum fremder Autoren. Plagiate sind aber auch an Schulen und Fach- sowie Hochschulen ein zunehmendes Problem. Unter den Schülern und Studenten geben rund 20 Prozent an, bereits Arbeiten abgegeben zu haben, die ganz oder teilweise aus dem Internet stammen. Referate werden zusammengegoogelt, Haus-und Jahresarbeiten einfach kopiert. Keine Frage – Netz und Computer sind nützliche Hilfsinstrumente, aber Web-Angebote verführen auch zum Schummeln. Ein abrupter Stilwechsel, Gedankensprünge oder Veränderungen in den Formatierungen sind deutliche Hinweise darauf, dass hier etwas abgeschrieben worden ist. Und das, obwohl sie erklären müssen, dass sie die Arbeit selbstständig und nur unter Verwendung der angegebenen Literatur und Hilfsmittel verfasst haben. Sollen die Heranwachsenden das Abgeschriebene genauer erläutern, wird schnell klar: Sie haben nicht verstanden, was sie aus dem Netz übernommen haben. Deshalb ist vor allem die Betreuung bei solchen Arbeiten zu intensivieren. So ist es die Pflicht der Lehrkräfte, sich regelmäßig über den Fortgang der Facharbeit zu informieren, sie über inhaltliche und organisatorische Fragen zu beraten und auf die Korrektur der Plagiatsstellen in der Arbeit hinzuweisen, bevor diese endgültig bewertet wird. Zugleich ist es notwendig, im Google-Zeitalter das Bewusstsein der jungen Leute für den Wert des geistigen Eigentums anderer zu schärfen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Burkhardt Loclair