Leserbrief zum Beitrag „Diese Sorgen plagen unsere Schüler“ im Nordkurier vom 20.04.2017

Schulversagen häufig Ursache für Mobbing

Schüler in Deutschland sind überwiegend zufrieden mit ihrer Schulsituation; dennoch belasten sie Mobbing und Versagensängste. Dies ist das Ergebnis einer Sonderauswertung der PISA-Studie zur Schulzufriedenheit, die dem deutschen Schulsystem erneut ein schlechtes Zeugnis ausstellt. Mobbing ist also kein Randphänomen. Nimmt man alle Mobbingformen zusammen, liegt der Anteil der Schüler, die mehrmals im Monat Opfer von Mobbing werden, bei 16 Prozent.  Nach meiner Ansicht steigert die Schule die Mobbingimpulse von Schülern vor allem mit einer Überbetonung des Leistungsdrucks und mit mangelnder Anerkennung der Lernschwachen. So ist Schulversagen die häufigste innerschulische Ursache für Mobbing und Gewalt. Verzeichnen Schulen überproportional viele Mobbing-Fälle, geht das mit einer Verschlechterung des Lernklimas, des Lernerfolgs und des Wohlbefindens einher. Umso wichtiger ist es deshalb, dass die Schule allen Schülern gleiche Chancen einräumt. Dazu gehören klare Regeln für das soziale Gemeinschaftsleben und eindeutige Kriterien für die Leistungsbewertung, die von allen durchschaut werden können. Das Phänomen „Mobbing“ an Schulen spielt sich meines Erachtens weitgehend im Verborgenen ab. So existiert an fast jeder Schule eine nicht unerhebliche Grauzone, die von den Lehrern nicht eingesehen, geschweige denn kontrolliert wird. Das betrifft auch die sogenannten „Beichtstühle“ im Netz, wo namenlose Beiträge verbreitet werden. So haben immer mehr Schulen Foren bei Instagram, in denen anonym über Schüler und Lehrer der Schule gelästert wird. Angesichts des Ausmaßes an Mobbing-Delikten ist es unerlässlich, dass Lehrer und Eltern dem Thema „Mobbing“ mit hoher Aufmerksamkeit und Sensibilität  entgegentreten. Lehrer sollten auf Mobbing-Attacken zeitnah und konsequent mit Sanktionen reagieren, diese Vorfälle so schnell wie möglich offenlegen und in der Klasse sorgfältig aufarbeiten. Eltern müssen auf das Wohlbefinden und den Lernerfolg ihres Kindes in der Schule noch viel stärker Einfluss nehmen, mehr Transparenz fordern, häufiger mit ihren Kindern über Schule sprechen und den individuellen Austausch mit den Fachlehrern suchen. Schule muss ein Ort der Vielfalt, Akzeptanz und des Wohlfühlens sein. Physisches und verbales Mobbing durch Mitschüler darf nicht zum Schulalltag gehören.

 

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