Leserbrief zum Beitrag „ Eine gerechte ,Bildungsrepublik,?“ im Nordkurier vom 02.03.2017

Soziale Herkunft prägt den Lernerfolg in der Schule

Ungerechtigkeit bleibt das Markenzeichen des deutschen Bildungssystems, das zu viele Sitzenbleiber, Schulabbrecher und Schüler mit einem  Förderbedarf produziert. Denn laut der Studie „Chancenspiegel 2017“ der Bertelsmann-Stiftung haben die Schulen in Deutschland bei der Chancengerechtigkeit weiterhin Nachholebedarf. Noch immer wird der Schulerfolg eines Kindes wesentlich von der sozialen Herkunft und der Vorbildung seiner Eltern geprägt. Die akademisch gebildeten Eltern kümmern sich darum, dass ihre Kinder zielgerichteter lernen, den „Königsweg“ Gymnasium wählen und das Abitur machen. Sie gleichen Lerndefizite durch persönliches Engagement, Zusatzangebote oder teuren Nachhilfeunterricht aus. Eltern jedoch, die einkommensschwach sind und mit dem Lernen selbst Schwierigkeiten haben, sind dazu nicht in der Lage. Die Aufgabe der Schule muss es deshalb sein, für vergleichbare Bildungschancen zu sorgen, nachteilige Lernausgangslagen auszugleichen und ein höheres Maß  an Lernfähigkeiten zu vermitteln. Dazu ist es unerlässlich, dass insbesondere die leistungsschwächeren Schüler frühzeitig und gezielt individuelle Lernhilfen erhalten und so bessere Lernleistungen erreichen können. Aber wenn die individuelle Förderung der Risikoschüler nicht vorangetrieben und in allen Schularten verankert wird, werden sich die Unterschiede zwischen den Kindern aus bildungsnahen und bildungsfernen Schichten noch vergrößern. Daher gilt es, vor allem den vielen potenziellen Schulabbrechern ( 9,2% in MV ) und Sitzenbleibern ( 4,0% in MV ) sowie den Kindern mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf ( 11,0% in MV ) im Klassenunterricht und im Förderkurs durch unterschiedliche Aufgabenstellungen, Lernmethoden und Zeitvorgaben individuelle Hilfen zu geben. Das erfordert aber mehr Lehrer, Sozialarbeiter und sinnvolle Förderprogramme besonders für den Nachmittag, damit die Ganztagsschule auch wirklich ihren pädagogischen Auftrag voll entfalten kann.

 

 

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